Attraktiv aussehen, eine schlanke Figur haben, modisch gekleidet sein und Komplimente erhalten – wer träumt nicht davon? Doch der Wunsch nach äußerer Perfektion kann schnell zur Obsession werden. Das Risiko, an Magersucht zu erkranken, steigt. Die sogenannte Anorexia nervosa ist eine psychische Störung, die oft mit schwerwiegenden körperlichen Folgen einhergeht.
Bei der klassischen Form der Magersucht kann der extreme Gewichtsverlust bis zum Untergewicht einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen, aus dem die Betroffenen ohne therapeutische Unterstützung kaum herausfinden. Doch immer häufiger zeigt sich ein anderes Bild: Menschen mit Magersucht, die äußerlich nicht untergewichtig erscheinen.
Diese Form, die als atypische Anorexie bekannt ist, betrifft auch Personen mit normalem oder sogar überdurchschnittlichem Gewicht. Eine Studie an über 170 Patientinnen einer Klinik für Essstörungen im Alter von 12 bis 19 Jahren ergab, dass ein Drittel der Betroffenen normal- oder übergewichtig war. Charakteristisch für diese Menschen sind zwanghafte Essmuster und starke Gewichtsschwankungen.
Der Wechsel zwischen Hungerphasen und unkontrollierten Essattacken kann gravierende gesundheitliche Folgen haben, wie Schwankungen von Herzfrequenz und Blutdruck, ein Ungleichgewicht der Elektrolyte und schlimmstenfalls lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen.
Angesichts dieser Entwicklung fordern viele Experten, atypische Magersucht genauso ernst zu nehmen wie die klassische Form, die durch Untergewicht gekennzeichnet ist. Der Leidensdruck ist in beiden Fällen immens und eine erfolgreiche Behandlung erfordert professionelle Unterstützung. Einige Fachleute schlagen sogar vor, das Kriterium „Untergewicht“ aus der Definition von Anorexia nervosa zu streichen.
Immer mehr Betroffene entsprechen diesem Merkmal nicht, was die Diagnose erschwert. Es wird zudem immer wichtiger, dass Familienmitglieder und Lehrkräfte besonders auf junge Menschen achten, deren Essgewohnheiten auffällig oder besorgniserregend sind. Nur durch frühzeitige Intervention können langfristige Schäden vermieden werden.
Whitelaw, M., et al.
Predictors of Complications in Anorexia Nervosa and Atypical Anorexia Nervosa: Degree of Underweight or Extent and Recency of Weight Loss?
PMID
12/2018: 717-723.